Foto: Janina Sommerlad und Jill Stickler bilden das Kollektiv Mauve. © Lea Kulens
Kollektiv Mauve

Selbstbestimmte Veranstaltungskultur in Frankfurt

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Das Veranstaltungskollektiv Mauve fördert Frankfurts Kulturszene mit Indie-Konzerten und schließt Lücken im lokalen Live-Musikangebot.

Inka Rattunde /

Die Farbe der Wilden Malve ist Namensgeberin des Frankfurter Kollektivs Mauve. Das leichte, schwungvolle Violett ihrer Blüten steht für Kreativität und Selbstbestimmung. Diese feministische Praxis ist Programm bei Mauve: Das selbstbestimmte Organisieren von Konzerten ist der eigens gewählte Auftrag von Janina Sommerlad und Jill Stickler. Seit 2022 veranstalten die beiden Frauen Livemusik in Frankfurt und schieben so die lokale Subkultur an. Die Abende sind eine Seltenheit in der Frankfurter Musiklandschaft – und sie lassen sich hören.

Wilde Malve in Frankfurts Nischen

Einmal im Monat gibt Mauve einer Band die Bühne, davor und danach wird Vinyl aufgelegt. Ob Kraut, Garage, Psychedelic oder Dreampop – wichtig ist der eigene Bezug der beteiligten Musizierenden und DJs zur Musik. Von der Plattensammlung bis zu den Songs der Bands ist alles selbst erstellt. Das macht gelebte Nischenkultur aus. „Die Liebe zu Musik und gleichzeitige Frustration darüber, dass die Subkultur in Frankfurt immer mehr verschwindet, das ist mein Antrieb“, sagt Stickler.

Sommerlad ergänzt: „Es gibt so viele Riesen-Clubs, die den Mainstream bedienen. Die Clubs, in denen wir Bands auftreten lassen, kennt man nur, wenn man sich mit der Stadt auseinandergesetzt hat.“ Szenelokale wie der Dreikönigskeller, das Feinstaub und die Freitagsküche unterstützen die Konzerte mit ihren Räumlichkeiten. Es sei herausfordernd, bezahlbare Konzerte für Gäste, Clubs sowie Bands anzubieten, doch der niedrigschwellige Zugang zu Kunst gehört zum Konzept von Mauve.

Visionen fernab von Massenentertainment

Mit ihrem bewusst massenuntauglichen Format begegnen sie der Austauschbarkeit, die sich durch die Veranstaltungsbranche ziehe. Sich zu fragen, was man selbst gerne sehen würde und das umzusetzen, ist für Sommerlad dabei ein wichtiger Faktor: „Ich war verwundert darüber, in Frankfurt, anders als in Köln oder Hamburg, kaum Subkultur zu finden. Das fehlt mir hier. Deshalb versuche ich, die Vision ins eigene Leben zu holen.“

Ihre Vision verwirklichen die Frauen in ihrer Freizeit. Monat für Monat korrespondieren sie mit Labels, wählen Bands aus, verhandeln über Gage und Räumlichkeiten und promoten die Konzerte. Auch die Fotos mit den Bands machen und entwickeln sie selbst. Und immer bekochen sie die Bands. „Bands erzählen oft, wie schlecht das Essen auf Tour ist. Meistens bekommen sie Geld, damit sie sich was zu essen holen können. Sie sind überrascht, wenn sie bei uns selbstgekochtes Essen bekommen“, so Stickler.

Veranstaltungen als Miteinander denken

Das Format variiert, doch im Fokus bleibt der emanzipatorische Ansatz: selbstbestimmt und miteinander aktiv zu sein. Die realpolitische Lage in der Veranstaltungsbranche blenden die beiden dabei nicht aus. Nach wie vor sind mehr Männer auf Bühnen präsent, das Gender-Show-Gap ist Mauve bekannt. Dennoch ist es nicht immer leicht, Strukturen wie dieser etwas entgegenzusetzen. Sommerlad und Stickler ist klar, dass es für mehr Gleichberechtigung auf und hinter der Bühne andere Ansätze braucht als Geschlechterrollen einfach auszutauschen: „Es kommt auf das ‚Wie‘ an, ob auf oder hinter der Bühne. Es geht dabei nicht darum, Männer per se auszuladen, sondern eine diverse Musikgemeinschaft einzuladen.“

Dieses Wie findet sich in ihrer eigenen Veranstaltungspraxis wieder. Sie setzen auf Begegnungen auf Augenhöhe und beziehen weitere feministische Elemente in ihr Konzept mit ein. Nicht zuletzt mit der Auswahl der eingeladenen Kunstschaffenden sorgen sie für eine sicherere Konzertatmosphäre, die auch für die Gäste spürbar ist.

Die nächsten Konzerte von Mauve

Bis zur Sommerpause sind die Veranstaltungen bereits geplant: Am 9. Mai spielen die US-amerikanischen Newcomerinnen Kairo’s Creature Club im Dreikönigskeller und am 20. Juni die Band The Thing. Das Programm steht auf Instagram (@mauve.mauve.mauve) und Facebook (The Mauve Movement). Sommerlad und Stickler freuen sich schon auf die nächsten Konzerte.

Info
Dieser Artikel ist im Rahmen des Fortbildungsprogramms „Buch- und Medienpraxis“ der Goethe-Universität Frankfurt entstanden. Das Programm ist ein berufspraktisches Angebot, das in die Arbeit im Literatur-, Medien- und Kulturbetrieb einführt. Mehr Infos finden Sie hier.


Foto: Janina Sommerlad und Jill Stickler bilden das Kollektiv Mauve. © Lea Kulens

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